Die Berufsweltmeisterschaft "WorldSkills 2019"

Der 22-jährige Zimmerergeselle Alexander Bruns aus Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz holte bei der WorldSkills 2019 im russischen Kasan die Goldmedaille und ist Weltmeister. Damit ist die Zimmerer-Nationalmannschaft nach 2015 und 2003 erneut Weltmeister geworden.

„Es ist einfach nur geil! Ich wollte hier gewinnen, ich habe hier gewonnen“, so Alexander Bruns nach dem Wettbewerb. „Schon zum Wettbewerbsende fühlte ich mich überragend gut! Ich hatte fast die ganze Zeit Megaspaß, auch wenn ich mir der vielen starken Gegner sehr bewusst war! Die drei Jahre in der Zimmerer-Mannschaft waren eine großartige und einmalige Erfahrung in meinem Leben. Ich muss mich bei so vielen bedanken, die mir das ermöglicht haben: Bei meiner Familie, meiner Freundin, aber auch unserem gesamten Team mit Teamleitung und Trainern!“ Alexander Bruns hatte 2016 die Silbermedaille bei der Deutschen Meisterschaft geholt und war 2018 Europameister in der Einzel- und Mannschaftswertung geworden. Ab September 2019 besucht er die Meisterschule. Er war bis zur WM als Geselle in der Zimmerei Wolfgang Schlatter aus Kleinkarlbach beschäftigt.

Notizen aus Whatsapp-Gruppen der Zimmerer-Nationalmannschaft

1. Wettbewerbstag:

  • Bernardi kurz nach dem Start: „Alex geht es gut“.
  • Bruns zeigt Tempo im Wettbewerb. Am Nachmittag lässt Alex als Erster die ausgearbeiteten Hölzer des ersten Moduls prüfen.

2. Wettbewerbstag:

  • Vormittags: Alex hat als Erster das zusammengebaute erste Modul abgegeben!
  • Bernardi: „Top Modell“
  • Brück: „Läuft sehr gut bis jetzt“
  • Brück gegenüber der Presse: „Bisher ist ihm noch kein Fehler unterlaufen. Er fühlt sich wohl, ist mental gut drauf. Das ist wichtig. Denn falls doch mal ein Fehler passiert, kommt es darauf an, das abzuschütteln und konzentriert weiterzumachen."
  • Bernardi: „Niveau ist sehr hoch und sehr eng dieses Jahr!“
  • Bernardi zum Tagesende: „Alex ist geschafft. Ist voll stressig hier. Zeitknappheit!“

3. Wettbewerbstag:

  • Brück: “Deutschland, Russland, Frankreich und Österreich liegen zeitlich ungefähr gleich!“
  • Rieger gegen der Presse: „Alex hat sich noch keine Schnitzer erlaubt. Keine Fehler machen, ist die größte Herausforderung.“

Letzter Wettbewerbstag:

  • Bernardi nimmt wahr, dass Frankreich, China, Österreich und Russland kleine Fehler machen.
  • Rieger postet ein Foto des koreanischen Pavillons mit einer deutlichen Ungenauigkeit.
  • Bernardi um 13.12 Uhr: „Alex geht für die letzten 47 Minuten auf die Fläche und hat genau noch 1,5 Schrauben einzudrehen. Die vorletzte Schraube steckt schon zur Hälfte im Holz.“
  • Eine Viertelstunde später ist Alex fertig. Großer Applaus und großer Jubel!

15 Teilnehmer und Aufgabe mit drei Modulen

15 Teilnehmer aus aller Welt nahmen am diesjährigen Wettbewerb im Skill „Carpentry“ teil. Neben Deutschland zeigten sich Frankreich, Korea, Schweiz und Südtirol sehr stark, die alle mit einer Silbermedaille belohnt wurden. Auch China und Russland zeigten starke Leistungen.

Die Zimmerer hatten drei Module zu bauen, die insgesamt einen Pavillon mit Balkon und Rampe ergaben. Im ersten Modul war zunächst die Unterkonstruktion mit Schwellenkranz, Pfosten und Streben sowie Fußpfetten oben zu erstellen. Das zweite Modul bestand aus einer Rampe mit aus verschiedenen Streben, auf die ein Bodenbelag kam. Darüber hinaus wurde eine Art Balkon mit einem schrägen Geländer, an dem ein Handlauf befestigt war, an den Pavillon angebracht. In diesem Modul lag der größte Schwierigkeitsgrad der gesamten Aufgabe, vor allem wegen drei unten zusammenlaufenden Hölzer. Zum Schluss wurde das Dach gefertigt und auf die Unterkonstruktion aufgesetzt. Die Pass- und Maßgenauigkeit stand im Vordergrund der Bewertung. Dazu gehörte zum Beispiel ein gleichmäßig eingeteilter Bodenbelag mit einer geraden Verschraubung. Überstände oder Fugen außerhalb des Plans galt es zu vermeiden. Bereits eine Abweichung von 0,5 Millimeter führte zum Punktabzug.

Bernardi nimmt seinen Abschied als Experte, nicht als Teamleiter

Als Experte und Mitglied der internationalen Jury war der Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft, Zimmermeister und Holzbauunternehmer Roland Bernardi aus dem saarländischen Völklingen, zum letzten Mal dabei. „Mein Abschied als Experte bei WorldSkills wurde mir mit dieser Medaille „vergoldet“. Alex hat eine super Performance im Wettbewerb gezeigt. Ich bin stolz auf ihn und unser Team!“ Bernardi bleibt Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft. Er hatte seit 2007 sieben WorldSkills-Wettbewerbe mitgemacht und zwei Gold- und zwei Bronzemedaillen mit dem Team geholt. Er ist zudem für vier Europameistertitel seit 2012 verantwortlich.

Volle Trainer-Präsenz

Trainiert wurde Alexander Bruns von den beiden Trainern Michael Rieger, Ausbildungsmeister im Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach und selbst Vize-Weltmeister 2001, und Sascha Brück, Ausbildungsmeister im Bundesbildungszentrum für das Zimmerer- und Ausbaugewerbe (Bubiza) in Kassel. Ein Trainer ist während des Wettbewerbs immer an der Seite des Teilnehmers. Aber Dank Velux, einer der ersten Leistungspartner und Sponsor der Mannschaft, konnten sich beide Trainer auf den Weg nach Kasan machen, Bruns betreuen und auch intensiv die Konkurrenz beobachten.

 

Aicher: "großartig", Krauss: "geniale Top-Leistung", Loewenstein: "wir zollen ihnen höchsten Respekt"

Die Zimmerer-Nationalmannschaft wird von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes getragen. „Großartig! Das erneute Gold nach 2015 zeigt, dass dieses Team mit einer enormen Leidenschaft und einem enormen Können unseren Beruf lebt und zeigt, was es kann und was die Branche kann“, so Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland.

Die Holzbau Deutschland Leistungspartner, ein Zusammenschluss führender Hersteller von Baustoffen, Bauelementen und Elektrowerkzeugen mit Holzbau Deutschland, fördert das Team seit 2008 umfassend. „Das war eine geniale Top-Leistung von Alex, aber auch der gesamten Mannschaft, die grandios hinter ihrem WM-Teilnehmer stand! Herzlichen Glückwunsch an den neuen Weltmeister und das gesamte Team. Die intensive Vorbereitung hat sich gelohnt. Wir freuen uns riesig!“

Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, Ehrenpräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, hatte das Nationalteam des Deutschen Baugewerbe, zu dem neben den Zimmerern die Maurer, Fliesenleger, Stuckateure und Betonbauer gehören, nach Kasan begleitet und zeigte sich beeindruckt von seiner Leistung: "In Kasan waren Deutschlands beste junge Gesellen am Start. Sie haben großartig gekämpft und alles gegeben. Dafür zollen wir ihnen höchsten Respekt. Sie sind ein hervorragendes Aushängeschild für unsere Branche und zeigen, wie weit man es mit einer guten Ausbildung, einer starken Leistung und entsprechendem Engagement bringen kann." Der Fliesenleger holt ebenfalls Gold, die Betonbauer Bronze, Maurer und Stuckateure bekamen Medaillon for Excellence.

WorldSkills 2019 - eine bombastische Show

Der 45. WorldSkills-Wettbewerb war wieder einmal der größte aller Zeiten. Über 1300 Teilnehmer aus 63 Ländern kämpften in 56 Disziplinen um Medaillen. Das Wort „bombastisch“ hörte man vielfach während der WM. Es fing an mit einer bombastischen Eröffnungsfeier, die ihresgleichen suchte. Das Fußballstadion von Kasan war mit 45.000 Besuchern aus aller Welt voll besetzt. Sowohl das aufwendige Bühnenbild als auch die zahlreichen Showeinlagen und wichtigen Botschaften an diesem Abend - mit beruflichen Fähigkeiten die Welt zu verbessern - sorgten immer wieder für Gänsehautmomente. Der russische Ministerpräsent Dmitri Medwedew eröffnete persönlich die Spiele, Präsident Wladimir Putin beendete offiziell WorldSkills 2019.

 

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