Die Berufsweltmeisterschaft "WorldSkills 2009"

Did you have have a good time? Hattet Ihr eine gute Zeit? Die Antwort „yeah“ donnernd und laut von weit über 900 Teilnehmern aus aller Welt gebrüllt ist mehr als überzeugend, denn unabhängig von ihrer Platzierung hatten die Teilnehmer der Berufsweltmeisterschaft „WorldSkill

900 Teilnehmer aus 48 Ländern in 45 Berufen zeigten Bestleistungen

Mit unglaublich viel Ansporn, Bestleistungen in 45 Berufsdisziplinen zu zeigen und mit dem Ziel, ganz nach oben aufs Treppchen zu gelangen, waren die jungen Menschen aus 48 Ländern nach Kanada gereist. Und nicht nur sie, auch die Experten, Observer, Medienleute und die über 150.000 Besucher, davon 50.000 Schüler auf Berufsinformationstour, erlebten einen Wettbewerb mit viel Emotionen, einer großen Leidenschaft und herausragenden Fähigkeiten in allen Berufen.

Zu den über 900 Teilnehmern gehörte Thomas Schleicher, Mitglied der deutschen Zimmerer-Nationalmannschaft von Holzbau Deutschland - Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Der 22jährige Zimmerergeselle hatte sich als Bester aus der Zimmerer-Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft qualifiziert und ein ganz großes Ziel! Der Vize-Europameister 2008 in der Einzel- wie Mannschaftswertung wollte noch eins drauf setzen. „Es ist die Chance meines Lebens. Die will ich nutzen!“ 

Er war gut vorbereitet – durch viele Trainings in den letzten Monaten unter Leitung der beiden Trainer Roland Schumacher vom Zimmerer Ausbildungs Zentrum Biberach und Jens Volksmann vom Bundesbildungszentrum für das Zimmerer- und Ausbaugewerbe in Kassel. Dazu kommen noch viele Stunden, die Schleicher im Keller seines Elternhauses in Regnitzlosau verbracht

Eröffnungsveranstaltung ist der erste Höhepunkt eines tollen Wettbewerbs

Und er erlebt eine „gigantische Zeit“ in Calgary mit einem wahren Wechselbad der Gefühle. Der erste Höhepunkt ist zweifelsohne die Eröffnungsveranstaltung in Anwesenheit des kanadischen Premierministers Stephen Harper, der den Wert einer fundierten Berufsausbildung betont. Umrahmt von viel Musik und Show marschieren die 48 Nationen ein. „Es war gigantisch“, so Schleicher. Aus Deutschland sind 22 junge Männer und eine junge Frau dabei, die sich in 20 Berufen mit der Weltelite ihres Faches messen.

Vier Wettbewerbstage, die es in sich haben!

Es folgen vier Wettbewerbstage, die es in sich haben und in denen die 15 Zimmerergesellen einen Holzpavillon bauen.

Erster Tag: Es läuft gut an für Thomas Schleicher. Er beginnt mit dem Aufriss, kommt gut voran und kann am Abend mit dem Zusammenbau des Bodenelements beginnen.

Zweiter Tag: In der Nacht ist Thomas Schleicher klar geworden, dass er einen Fehler gemacht hat: Er hat die Überplattung an den vier Pfosten vertauscht. Was nun? Neues Holz und erneutes Sägen würde Punktabzug und Zeitverlust bedeuten. Also macht er zunächst weiter, merkt aber im Laufe des Vormittags, dass sich der kleine Fehler gravierend auf den Gesamteindruck auswirken würde, denn die Fetten sind verdreht? Also doch neues Holz. Teamleiter und Experte Roland Bernardi ist bis dahin höchst zufrieden mit seinem Gesellen und bekommt bei der Holzorderung ganz „wackelige Beine“. Zusätzlicher Stress an diesem Tag: Der Strom am deutschen Arbeitsplatz fällt aus, weil die Sicherung des Trafos durchgeknallt war. Und zu guter Letzt muss wegen eines aufkommenden Gewitters mit Sturmböen das Arbeitszelt vorzeitig geräumt werden. 

Dritter Tag: Teamleiter und Teilnehmer lächeln wieder. Thomas Schleicher findet wieder einen Rhythmus und beschäftigt sich mit dem Aufriss der Gaube und der Ausarbeitung der Hölzer. Nun ist die spannende Frage, ob die anderen auch Fehler machen und so der wertvolle Verlust von fünf Punkten für das neue Holz wettgemacht werden kann?

Letzter Tag: Wie für Thomas Schleicher üblich, ist er vor der Zeit fertig. Der Holzpavillon hat einen Dahlstuhl mit Gaube bekommen und wird mit der deutschen Flagge geschmückt. Die Jury hat das Sagen.

„Ihr alle seid Champions!“

Siegerehrung: Die Mannschaften aus aller Welt feiern sich, denn wie WorldSkills-Präsident Jack Dusseldorp erklärt „Ihr alle seid Champions!“ und bedankt sich für die gezeigten Fähigkeiten aller. Denn diese liegen überall weit über Meisterniveau und so mancher Meister würde schwer schlucken, müsste er das machen, was der Nachwuchs in Calgary vollbracht hat.

Doch fürs Treppchen hat es bei Thomas Schleicher nicht gereicht, aber er bekommt für Bestleistungen eine Excellenzmedaille. Der Fehler vom ersten Tag konnte nicht ausgebügelt werden. Doch die Weltelite des Zimmerernachwuchses liegt punktemäßig nur geringfügig auseinander und bewegt sich in einem sehr engen Feld. So lautet es am Ende: achter Platz. 

Die persönlichen und fachlichen Erfahrungen nimmt ihm keiner!

Was bleibt? Auch wenn er sich immens über den Fehler ärgert („Hätte ich nur noch einmal mehr auf die Aufgabenstellung geschaut!“) nimmt Thomas das Ergebnis "sportlich". Die fachlichen wie persönlichen Erfahrungen rund um die WM nimmt ihm keiner mehr. Sie sind die Basis für seinen weiteren beruflichen Weg als Zimmerer, der ihn in absehbarer Zeit auf die Meisterschule führen soll.

Glückwünsche sind ihm trotzdem sicher. „Wettbewerb bedeutet Spannung, Emotionen, Bestleistungen und leider auch Fehler! Herzlichen Glückwunsch für so viel Elan, Engagement und Einsatz auch für den deutschen Holzbau“, teilt der Vorsitzende von Holzbau Deutschland, Ullrich Huth, mit. Im Gleichklang sehen es die Unterstützer der Zimmerer-Nationalmannschaft, die Leistungspartner des Zimmererhandwerks. Deren Sprecher Matthias Krauss, Vorstandsvorsitzender der Mafell AG, würdigt den Mut Schleichers, sich dem Wettbewerb mit den besten Zimmerern aus aller Welt zu stellen. „Ganz toll finde ich dabei den Willen von Thomas Schleicher, ein Ziel zu erreichen, auch wenn es ab und zu Zusatzadrenalin bedeutet“.

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