Thomas Schleicher

Aktiv im Team: 2007 bis 2009

Geburtstag: 13. August 1987 

Wohnhaft: Regnitzlosau in Bayern

beruflicher Werdegang: Ausbildung bei Nützel Bauen und Holz in Rehau, Gesellenprüfung im Juni 2006, seit dem als Geselle in verschiedenen Betrieben tätig

Berufswettbewerbe:
- Kammersieger im September 2006 
- Landessieger Bayern 2006
- 4. Platz bei den Deutschen Meisterschaften 2006 
- 2. Platz in der Einzelwertung und in der Mannschaftswertung bei der Europameisterschaft 2008
- 8. Platz bei der Berufsweltmeisterschaft "Worldskills 2009" in Calgary

Hobbys: Radfahren, Kleinkraftradfahren

Drei Fragen, drei Antworten!

Zur Kluft? Trage sie gerne!

Warum Zimmerer? Gefallen am nachwachsenden Rohstoff Holz, was in der Familie liegt. Der Bruder, der Opa, der Uropa sind und waren Zimmerer.

Zum Berufswettbewerb? Man lernt immer dazu!

Und noch einiges zu Thomas!

Auf die Frage, was das Mitmachen beim Leistungswettbewerb ihm bislang schon gebracht hat, hat Thomas Schleicher eine kurze Antwort parat: „Meinen Job!“. Sein Lehrbetrieb hatte ihn zwar übernommen, musste ihn aber ein Jahr nach seiner Gesellenprüfung wegen Insolvenz entlassen. Doch er war nicht lange arbeitslos, denn in diesem Moment wurde mit etwas Verspätung in der regionalen Zeitung über seinen Erfolg beim Landesberufswettbewerb berichtet. Es dauerte nicht lange, bis sich sein heutiger Chef bei ihm meldete. Thomas Schleicher fand eine neue Anstellung und große Unterstützung für die Europameisterschaft. Natürlich drückte ihm die Mannschaft im neuen Betrieb die Daumen, als er in Klagenfurt bei der EM war. Und das hat sich gelohnt. In der Einzel- wie Mannschaftswertung wurde Thomas Schleicher Vize-Europameister. 

Doch damit nicht genug. Thomas Schleicher blieb in Zimmerer-Nationalmannschaft und kämpfte um das eine Ticket für die WM in Kanada. Er wäre schon gerne in Kanada dabei, so seine Aussage und bezeichnete eine WM-Teilnahme schon im Vorfeld der Entscheidung "als absoluten Höhepunkt seines bisherigen Berufslebens“. Mit seinen Leistungen und seiner ruhigen Art konnte er das Trainerteam um Roland Bernardi überzeugen. Die Monate bis zur WM nutze er zur intensiven Vorbereitung , denn "schließlich hat man nur einmal im Leben die Chance, bei einer WM sein Bestes zu geben".

Was reizt ihn, bei den Wettbewerben sein Bestes zu geben? „Man lernt immer was dazu“. Die Trainings empfindet er als abwechslungsreich, auch wenn sie anstrengend sind. Wenn man Thomas Schleicher beim Nachdenken und Rechnen sieht, könnte man meinen, sein Kopf raucht. Außerdem sind die Leistungswettbewerbe für ihn eine Vorbereitung für die Meisterschule. Dass er den Meistertitel erwerben will, ist für ihn klar. Ob er auch mal selbst einen Betrieb haben will, da ist er sich noch nicht so sicher. „Mal schauen!“ Erst mal setzt er auf das Sammeln von Erfahrungen. Schon vor der WM wagte der junge Bayer, eine Bilanz für seine Zeit in der Zimmerer-Nationalmannschaft zu ziehen: "Es war eine schöne Zeit, in der ich viel gelernt habe".

Über seine Erfahrungen bei der Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills 2009“ äußerte sich Thomas Schleicher im Interview mit der „Frankenpost“ vom 26.09.2009:

„Die anderen waren nicht weit überlegen"
Auch nach seinem achten Platz bei der WM der Zimmerleute hat Thomas Schleicher noch große Pläne. Doch zunächst will er sich auf die tägliche Arbeit konzentrieren.

Herr Schleicher, Sie sind nun seit zwei Wochen wieder zurück von der Berufsweltmeisterschaft in Kanada und haben etwas Abstand gewonnen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Ich kann die gesamte Reise nur als sehr schön bezeichnen. Die "World Skills 2009" an sich haben mich in jeder Hinsicht weiter gebracht. Ich bin in Prüfungssituationen inzwischen wesentlich ruhiger, kann unter Zeitdruck arbeiten und durfte Profis aus der ganzen Welt kennenlernen. Auch das Land an sich gefällt mir außerordentlich gut. Allein mit meinem Abschneiden bin ich definitiv nicht zufrieden.

Waren die Konkurrenten technisch besser oder woran hat es gelegen?

Hält man sich die reinen Fakten vor Augen, dann habe ich unter 15 Weltklasse-Zimmermännern Platz acht belegt - und das nur, weil ich einen vermeidbaren Fehler gemacht habe. Ich würde demnach nicht unbedingt sagen, dass mir die anderen technisch weit überlegen waren. Ohne das Missgeschick hätte ich die Silbermedaille geholt.

Wer hat die Weltmeisterschaft denn nun letztendlich gewonnen?

Sieger wurde zur Überraschung aller Irland. Die großen Favoriten, die Schweiz und Korea, konnten den Erwartungen mit ihren Rängen zwei und neun nicht ganz gerecht werden. Dem Koreaner ist nämlich auch ein Fehler unterlaufen, genau wie mir.

Nun aber Tacheles - welchen Fehler haben Sie gemacht?

Ich habe die Säulen des Pavillons, den ich bauen musste, oben an dem Übergang zur Dachkonstruktion auf der falschen Seite bearbeitet. In der Folge musste ich mir zwei neue Hölzer holen und habe fünf Minuspunkte kassiert. Das hat mich sieben Ränge gekostet.

Als Preis haben Sie eine Exzellenz-Medaille erhalten. Mit welchen Preisen und Prämien wurden die Sieger belohnt?

Der Gewinner hat eine Goldmedaille sowie 1000 Euro erhalten. Jeder, der mehr als 500 Wertungspunkte geschafft hat, wurde immerhin noch mit einer Exzellenzmedaille prämiert.

Anhand welcher Kriterien wurden diese Wertungspunkte vergeben?

Die Jury hat besonderen Wert auf die Maße, die Verarbeitung, die Sauberkeit und Ordnung am Arbeitsplatz und schlussendlich den Gesamteindruck des fertigen Pavillons gelegt.

Wie lange sind Sie in Kanada gewesen, und wie hat das Programm ausgesehen?

Das gesamte Nationalteam ist zwei Wochen lang dort geblieben, und zwar vom 26. August bis zum 8. September. Der Wettkampf selbst hat vier Tage gedauert, plus zwei Tage, an denen Eröffnungsfeier und Siegerehrung stattfanden.

Da sind einige Tage Freizeit übrig geblieben, oder?

Ja, das stimmt, ein wenig Urlaub haben wir auch gemacht. Speziell in den Tagen vor Beginn der Wettkämpfe am 4. September konnte sich das Team nochmal richtig entspannen. Wir haben den Banff-Nationalpark besichtigt, sind schwimmen gegangen und Mountainbike gefahren. Alles in allem ein rundum gelungener Aufenthalt.

Haben Sie theoretisch die Möglichkeit, die Konkurrenz bei der nächsten Weltmeisterschaft hinter sich zu lassen?

Nein, leider nicht. Ich scheitere da sogar an zwei Hürden, denn zum einen bin ich dann über der Altersgrenze von 22 Jahren, und andererseits darf man auch nur einmal an den World Skills teilnehmen. Das gleiche gilt für die Europameisterschaft.

Waren Vertreter lukrativer Arbeitgeber anwesend, um sich unter der Elite ihre zukünftigen Angestellten zu suchen?

Davon habe ich nichts mitbekommen, das Publikum war einfach zu groß. Aufgefallen wären solche Menschen in der Masse kaum, und außerdem musste ich mich schließlich auf meine Arbeit konzentrieren.

Sie haben also keine Angebote bekommen, die Sie nicht hätten ablehnen können?

Nein, das nicht. Angebote habe ich bekommen, als ich Vize-Europameister geworden bin. Aber auch darunter waren keine exotischen Firmen aus fremden Ländern oder Kontinenten. Ich konnte mich allerdings schon zwischen verschiedenen Interessenten entscheiden.

Wie zufrieden sind Sie mit ihrer momentanen Tätigkeit für die MH Modul Holz GmbH in Rehau?

Ich habe nichts zu beanstanden, denn die Auftragslage ist im Augenblick nicht die schlechteste. Kürzlich haben wir unsere Arbeiten am Schülerwohnheim in Rehau beendet und sind derzeit in Konradsreuth beschäftigt. Anschließend steht der Bau von zwei Einfamilienhäusern an.

Was wünschen Sie sich für die persönliche berufliche Zukunft?

Ich will auf jeden Fall die Meisterprüfung ablegen. Wann genau das der Fall sein könnte, weiß ich allerdings noch nicht. Im Moment zählt nur meine Tätigkeit bei MH, alles Weitere wird sich ergeben.

Wie bekannt ist der Name Thomas Schleicher jetzt in Zimmermannskreisen?

Ich bezweifle, dass mein Name aufgrund der "World Skills 2009" weltberühmt geworden ist. Dazu kennen einfach zu wenige Leute das Turnier. Fachzeitschriften wie "Der Zimmermann" oder "Mikado" haben sich zwar schon für mich interessiert, aber ansonsten führe ich nach wie vor ein sehr ruhiges Leben.

Das Gespräch führte Fabian Wiedel.

br /

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